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Los *2954

Lievens, Jan

Schätzpreis:

50.000 € - 80.000 €

Zuschlagspreis:

Beschreibung:

Leiden 1607 - Amsterdam 1674
45,7 x 40,6 cm
Der weinende Philosoph Heraklit (nach Cornelis Ketel). Öl/Eichenholz. Um 1623.
Provenienz:
Im 17.Jh. aus dem Nachlass des Leidender Kaufmannes Franchoise Boudewijns nach Deutschland verkauft
1932 vermutlich. Kunsthandel Commeter, Hamburg (als Mathias Scheits)
Christie's London, 13.7.1962, Nr. 52 (als flämische Schule)
James O. Belden, Washington D.C.
Christies New York, 25.5.1999, Nr. 49 (als Ketel)
Christie's New York, 25.1.2002, Nr.13 (als Ketel)
Christie's New York, 26.1.2005, Nr.257 (als Ketel)
Privatsammlung Stuttgart
Ausstellungen:
Suermondt-Ludwig-Museum, Aachen, als Dauerleihgabe aus Stuttgarter Pri-vatsammlung (2009-2019)
Lehrer Rembrandt - Lehrer Sumowski, Ausstellung im Kunstverein Aalen 2019/2020
Lehrer Rembrandt. Der grosse Maler im Spiegel der Schüler, Kunstsamm-lungen und Museen der Stadt Augsburg, Schaezlerpalais 17.9.2021 - 16.1.2022
Literatur:
aufgeführt in:
Jan Jansz. Orlers; Bechreijvinge der Stadt Leyden, Leiden 1641, S.376 Ausstellungs - Kat.: Dutch Manerism. Aporie and Epilogue, Vassar College Art Gallery, New York 1970, Nr.68 (als Cornelis Ketel)
Wolfgang Stechow; „ Sonder Borstel of Pinseel „ in: Album Amicorum J.G.van Gelder, Den Haag 1973, S.310 f.
Seymour Slive, Dutch Painting 1600-1800, New Haven 1995
Bernhard Schnackenburg; Jan Lievens. Freund und Rivale des jungen Rembrandt. Mit einem kritischen Katalogs des Leidender Frühwerkes 1623-1632, Petersberg 2016, Kat.-Nr. 1 mit Abb.
Ausstellungskatalog Aalen, 2019/2020, Kat.-Nr. 12 mit Abb.
Gutachten:
Dendrochronologische Untersuchung vom 21.12.2009; Prof. Klein, Univ. Hamburg; wahrscheinliche Bildentstehung ab 1614.
Die Darstellung des weinenden Heraklit geht zweifellos auf die Bildidee des Cornelis Ketel ( 1548-1616 ) zurück und lange Zeit galt die hier vorgestellte Ausführung als eigenhändig. Ketel hat dieses Thema mit großem Erfolg mehrfach wiederholt, sowohl als Einzeldarstellung als auch als Philoso-phenpaar, Heraklit und Demokrit, der Weinende und der Lachende - die pessimistische und die optimistische Weltsicht. Es ist auch überliefert, daß die Ketelschen Varianten als Finger-und Fußmalereien entstanden sind, eine artistische Eigenart des Künstlers, die auch für das 16. und 17.Jh. ungewöhnlich und spektakulär war.
Die Untersuchungen der Holztafel (Klein 2009) und die maltechnischen Untersuchungen (Aachen 2007) ergaben jedoch, erstens, daß die Tafel
sehr wahrscheinlich nicht vor 1614 bemalt wurde (überliefert ist, daß Cornelis Ketel das Malen um 1610 wegen Krankheit einstellen mußte)
und daß es sich, zweitens, um eine ganz konventionelle und mit dem Pinsel ausgeführte Maltechnik handelt. Die Autorenschaft Lievens hat Bernhard Schnackenburg in seiner Publikation von 2016 überzeugend nachgewiesen: "(…) Sowohl in technischer wie in stilistischer Hinsicht gehört die Malerei in die Anfänge von Jan Lievens nach 1621 (…)". Die Tafel zählt also zu den wenigen frühen und dokumentierten Werken des jungen Malers der, glaubt man den frühen Aufzeichnungen, wie auch sein „Freund und Rivale“ Rembrandt, schon in aller Munde ist.